Das statische und das dynamische Selbstbild
In unserem Alltag begegnen uns verschiedene Persönlichkeiten, die ebenso unterschiedlich mit beruflichen und privaten Situationen umgehen. Oftmals können wir zwischen einer problem- und lösungsorientierten Perspektive unterscheiden. Die Positive Psychologie bedeutet nicht krampfhaft tagtäglich nur positiv Denken zu dürfen, sondern lehrt einen lösungsorientierten Umgang mit Herausforderungen.
Wir begegnen Situationen, die entweder unseren Erwartungen entsprechen und daher als gut wahrgenommen werden oder aber nicht unserer innerer Erwartungshaltung entsprechen und daher negativ erscheinen. Die Interpretation der Situation geschieht jedoch einzig und allein in unserem Kopf. Unsere innere Haltung entscheidet, ob positive oder negative Emotionen ausgelöst werden. Der Psychologie Martin Seligman prägte nach Experimenten dazu den Begriff erlernte Hilflosigkeit. Die erlernte Hilflosigkeit beschreibt den Zustand der subjektiven Wahrnehmung des Kontrollverlusts über eine Situation. Dadurch werden eine Vielzahl negativer Emotionen ausgelöst (insbesondere Angst). Oftmals projizieren Menschen diese subjektive Wahrnehmung als Problemhaltung im eigenen Denken.
Ein wichtiger Teil der mentalen Fitness ist es daher diesen Prozess und unser Selbstbild besser zu verstehen. Dadurch können wir eine innere Haltung entwickeln, die nicht automatisiert (unkontrolliert) Emotionen auslöst. Vielmehr verändern wir unsere Perspektive vom Teilnehmer unserer Lebenssituation hin zum Beobachter (Adlerperspektive). Wir haben damit immer die Möglichkeit eine Situation zu ändern oder aber zu entscheiden wie wir darauf regieren.
Die Situation ist mein Coach: Wie kann ich sie ändern oder was kann ich daraus lernen?
In diesem Zusammenhang untersuchte die Psychologin Carol Dweck der Stanford University das menschliche Selbstbild in zwei Dimensionen: Das statische und das dynamische Selbstbild. Menschen mit statischem Selbstbild verfallen schnell in die erlernte Hilflosigkeit und neigen dazu Probleme in Katastrophen zu verwandeln. Ihnen fällt es schwer lösungsorientiert zu denken und daraus eine Motivation zu Veränderung der Situation oder zur Kontrolle der Emotionsentstehung zu entwickeln. Menschen mit einem dynamischen Selbstbild besitzen eine hohe psychische Widerstandskraft (Resilienz) und können auch mit unerwarteten Situationen bewusst und kontrolliert umgehen. Sie sind davon überzeugt sich durch kontinuierliche Übung weiterentwickeln zu können.
Der Fokus liegt also auf der inneren Haltung, wohingegen das statische Selbstbild die eigene Persönlichkeit als gegeben und nicht veränderbar wahrnimmt. Hier liegt die Ursache für Probleme oftmals in der Außenwelt wie beim Unternehmen oder bei Mitmenschen. Sollten sie dennoch die Ursache im eigenen Verhalten sehen, sind sie der Meinung nichts daran ändern zu können („So bin ich eben“). Das statische Selbstbild abzulegen ist gar nicht so einfach, da es oftmals über viele Jahre hinweg als emotionale Stütze diente und subjektiv vor Versagen schützte oder für Anerkennung sorgte. Die Übungen der Positiven Psychologie können helfen, diese traditionellen Glaubenssätze zu überwinden und schrittweise Teile eines dynamischen Selbstbildes zu inkludieren.
Die nachfolgende Tabelle zeigt diese beiden Perspektiven auf:
| Statisches Selbstbild | Dynamisches Selbstbild | |
| Persönlichkeit | Festgelegt | Anpassbar |
| Fähigkeiten | Angeboren | Entwickelbar |
| Veränderung | Ablehnend | Suchend |
| Innovation | Skeptisch | Neugierig |
| Ungewissheit | Risiko | Chance |
| Krise | Problemorientierung („Opferrolle“) | Lösungsorientierung („Gestalterrolle“) |
| Leistung | Verlässlich, aber stagnierend | Progressiv |
| Zukunftshaltung | Vorbestimmt | Gestaltbar |
| Grenzen | Komforthaltung: Den Status-Quo bewahren. | Wachstumshaltung: Alles ist möglich. |
| Ängste | Angst zu versagen. | Angst zu stagnieren. |
| Motivation | Extrinsisch | Intrinsisch |
Das Selbstbild ist also ein ganz entscheidender Faktor für das subjektive Wohlbefinden („Glück“), aber auch eine wichtige Grundlage zur Zielerreichung. Ein dynamisches Selbstbild zu entwickeln hilft insbesondere in Berufen, die von vielen unerwarteten Situationen geprägt sind wie beispielsweise im Sales. Die bewusste Wahrnehmung der Eigenverantwortung lässt uns kreativer denken, einfacher Lösungen entwickeln und motivierter arbeiten.
Darüber hinaus schafft es die Basis für innere Balance und damit für authentische und positive Beziehungen. Die subjektive Wahrnehmung von Problemen und Leiden wird drastisch reduziert und lässt uns selbst zum Gestalter unserer Lebensumstände werden. Diese „schöpferische Kraft“ zur eigenen Potentialentfaltung gibt uns nicht nur viel Energie und Motivation, sondern lässt uns auch glücklicher leben.
Autor: Eric Neuheiser (eric@positive-sales.com) | Veröffentlicht am 17.03.2023
